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Weitere Fragen zum Schreiben einer Biografie

Lesezeit ca.: 3 Minuten

Gestern erreichte mich von Gabi eine weitere Frage, die ich mit ihrer Erlaubnis hier einstellen darf.

Meine letzte Frage zu meiner eigenen Biografie wurde sehr hilfreich beantwortet. Deswegen möchte ich heute noch einmal mein Glück versuchen und eine 2. Frage stellen:


Mein Freund hat schon ab einem Alter von 2 Jahren heftige
Familien- und andere Katastrophen erlebt. Heutzutage gäbe es so etwas nicht, oft bin ich fassungslos wenn er erzählt.
Leider kann er auch selbst nicht lesen oder gar schreiben, was auch von seinen zerrütteten Familienverhältnissen kommt. Trotzdem ist er kein dummer sondern ein liebenswerter Mensch der einiges erlebt hat. Gerne würde ich einiges aus seinem Leben aufschreiben, denn ich könnte mir vorstellen das diese Geschichten einige Menschen interessieren bis schockieren würden. Er ist bereit mir alles zu erzählen damit ich es aufschreiben kann.
Nun meine Frage: Welche Fragen stelle ich ihm am besten?
Wo fange ich an?…….? Kann mir jemand Tips geben?
Freue mich über jede Antwort und sende liebe Grüße aus Köln Gabi

Liebe Gabi,

du möchtest in diesem Fall die Biografie von jemandem anderen schreiben, als von dir selbst. Damit bist du in der Lage, alles Passierte, also dass was dir berichtet wird, aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen, als derjenige über den du schreibst. Das hat Vor- und Nachteile.

Zunächst kennst du nicht alle Fakten, auch nicht die Gefühle und die Umstände des Jenigen, über den du schreiben möchtest. Daher musst du durch Fragen und genaues Beobachten versuchen herauszubekommen, was vorgefallen ist. Wichtig ist die Trennung zwischen Geschehenem und Gefühltem.
Versuche durch Gespräche einen Überblick über bestimmte Lebensphasen, Abschnitte oder Erlebnisse zu bekommen. Mache dir Notizen, nimm Gespräche auf Kassette auf.
Dann sichtest du dein Material und beginnst zu sortieren – eben nach Fakten und Gefühlen. Wo du Lücken aufdeckst, versuche herauszufinden, warum dort Lücken sind. Wurde absichtlich etwas im Interview verschwiegen, gibt es Erinnerungslücken und wenn ja, wo kannst du mehr Informationen erhalten?

Zu Anderen hast du die Aufgabe, das was du heraus bekommst durch Struktur und Ordnung, aber auch durch deine eigene Meinung zu Werten: Auf- oder Abwerten, es positiv oder negativ darzustellen.

Wenn man die Biografie eines anderen schreibt, der wie in deinem Fall lebt, dann ist auch immer die Rückmeldung wichtig. Es kann ganz leicht passieren, dass du bestimmte Sachverhalte anders darstellst, als sie demjenigen in Erinnerung sind, oder als sie tatsächlich passiert sind. Das muss dir bewusst sein.

Nun zu den Fragen, die du stellen könntest:

Wie bist du aufgewachsen?
Welche Elebnisse sind dir noch gut in Erinnerung?
Was hat dich geprägt, oder wovon denkst du wurdest du geprägt?
Wer hat dich verletzt?
Wer hat dir beigestanden?
Wer war dein Vorbild?
Was hattest du gefühlt?
Wie konntest du das Problem lösen?
Wie ging es weiter?
Wann ging es dir besser?
Was würdest du heute anders machen?

Lass dir noch viel mehr Fragen einfallen.
Sammel Stoff aus der damaligen Zeit. Lege eine Kartei an. Und dann schreibst du chronologisch alles auf. Gehe mit deinem Freund deine Texte durch. Beobachte ihn genau, was fühlt er? Frage ihn, warum er was fühlt. Dann hast du gleich noch mehr Material zum Aufschreiben.

Nun wünsche ich dir viel Kraft beim Aufschreiben. Aber seid vorsichtig, es kann passieren, dass ihr professionelle Hilfe hinzuziehen müsst, wenn das Erlebte zu emotional ist, und Dinge herauf kommen, die vielleicht aus einer stabilen und kompensierten Situation zu einer Eskalation führen.

Hier gelangst du zu einer Fragenliste, die sich für den Einstieg in das Schreiben einer Biografie eignet.

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Viel Spaß beim Schreiben

About Kathrin Hamann

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2 comments

  1. Christa Dalibor

    Hallo Kathrin Hamann,
    ich bin 66 Jahre alt und möchte gerne ein Buch über mein Leben schreiben.
    Leider weiß ich nicht wie und wo ich anfangen soll.
    Können Sie mir ein Rat geben.
    Mit freundlichen Grüßen Christa

    • Hallo liebe Christa, wenn du ein Buch über dich und dein leben schreiben möchtest, würde ich dir als ersten Tipp folgendes mitgeben. Welche Lebensabschnitte sind dir besonders in Erinnerung und wichtig anderen mitzuteilen? Teile dein Leben in solche Abschnitte und lege den Fokus auf interessante, spannende und vor allem für dich wichtige Begebenheiten. Du weißt ja, wir sammeln keine Tage sondern nur erinnernswerte Momente. Welche Momente sind dir wichtig? Lege eine Liste an, was ist dir wichtig, was hat dich beeindruckt, wo haben sich für dich Weichen gestellt und was möchtest du festhalten und anderen mit auf den Weg geben.
      Gehe am besten chronologisch vor. Was passierte wann – eins nach dem anderen. Mache dir bewußt, warum dir genau diese Begebenheit wichtig ist. Mach dir dazu Notizen. Aber achte immer darauf, dass du es chronologisch aufschreibst, sonst verwirrst du deine Leser.

      Gern helfe ich dir weiter.

      Viele Grüße
      Kathrin

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